Gartenabfälle gehören nicht in die Landschaft
In Deutschland muss Abfall gemäß Kreislaufwirtschaftsgesetz einer geordneten Entsorgung zugeführt werden. Auch alle organischen Überreste, die im Garten anfallen, wie beispielsweise Rasen- oder Gehölzschnitt, Staudenreste oder Blumenzwiebeln sind rein rechtlich Abfall. Entsorgt man diese „Bio“-Abfälle außerhalb seines Grundstücks in der Landschaft oder in innerörtlichen Grünanlagen, macht man sich wegen illegaler Müllentsorgung strafbar und muss je nach Menge der entsorgten Abfälle mit einem Bußgeld zwischen 20,00 EUR und 1.500,00 EUR rechnen.
Für die Entsorgung organischer Abfälle gibt es folgende Möglichkeiten:
- die Nutzung einer Biotonne oder einer Gartentonne,
- die Anlieferung bei Grüngut-Annahmestellen,
- gesonderte Sammlungen für Strauchschnitt und Weihnachtsbäume,
- die Verwertung auf dem eigenen Grundstück; hierunter fallen die gezielte Kompostierung sowie das Liegenlassen an Ort und Stelle – wohlgemerkt auf dem eigenen Grundstück.
Alle Informationen zu den Tonnen, den Annahmestellen und den Sammlungen erhalten Sie in der Abfallbroschüre der Abfallwirtschaft Heidekreis sowie unter www.ahk-heidekreis.de. Hier erfahren Sie unter anderem die Bedingungen für die Anlieferung bei den Grüngut-Annahmestellen sowie deren Öffnungszeiten.
Gartenabfälle enthalten oft Samen, Wurzeln, Zwiebeln oder Knollen von Pflanzenarten, die in unserer Natur nicht heimisch sind, sich aber außerhalb des Gartens ausbreiten und unsere einheimischen Wildpflanzen verdrängen können. Als so genannte „Gartenflüchtlinge“ werden die Arten bezeichnet, die ursprünglich nur in Gärten und Parks angebaut wurden und denen es aufgrund ihrer Ausbreitungsstrategien gelungen ist, sich in der freien Natur anzusiedeln, oder die über Gartenabfälle in die Landschaft eingebracht wurden. So schön die Gartenpflanzen auch aussehen mögen, in der freien Landschaft verdrängen sie häufig heimische Pflanzenarten, die eigentlich hier wachsen würden. Mit den heimischen Pflanzen verschwinden auch viele Tierarten, die sich in ihrer Ernährung eben auf diese Pflanzen spezialisiert hatten, unter ihnen beispielsweise verschiedene Schmetterlingsarten. Die allermeisten Gartenblumen sind kein angemessener Ersatz für verschwundene Wildpflanzen; nur wenige können mit Nektar und Pollen für futtersuchende Insekten aufwarten.
Bei der Zersetzung der Gartenabfälle gelangen Nährstoffe unerwünschter Weise in den Boden und verändern diesen. Im Falle von Stickstoff, der zum Beispiel in großen Mengen bei der Zersetzung von Grasschnitt anfällt, führt dies zur Ausbreitung stickstoffliebender Pflanzen. An Stellen, die vorher durch Stickstoffarmut geprägt waren hat dies fatale Folgen: Einige Wildblumenarten, wie beispielsweise die Heidenelke oder der Sandthymian sind hervorragend an stickstoffarme Sandböden angepasst. Auf Böden, die mit Nährstoffen angereichert sind, unterliegen sie konkurrenzkräftigeren, stickstoffliebenden Arten wie etwa der Brennnessel oder dem Sauerampfer und sind bald verschwunden.
Die Schönheit und Artenvielfalt nährstoffarmer Standorte lässt sich auf den Magerrasenflächen im Camp Reinsehlen in großem Stil bewundern. Hier blühen im Sommer Pflanzenarten, die auf nährstoffreichen Standorten aus Konkurrenzgründen keine Überlebenschance hätten und in unserer Kulturlandschaft dementsprechend selten geworden sind. Um den direkten Vergleich zu haben empfiehlt sich anschließend ein Blick auf die Artenarmut stickstoffüberdüngter Flächen, vornehmlich Stellen, an denen regelmäßig Gartenabfälle entsorgt werden. Hier wachsen in der Regel nur noch Allerweltsarten. Die Stickstoffverbindung Nitrat gelangt von diesen Abfallhaufen im Übrigen bis ins Grundwasser und schadet damit der Wasserqualität und unserer Gesundheit.
Gartenabfälle können eine ernsthafte Bedrohung für Wild- und Nutztiere wie Schafe oder Ziegen darstellen. Insbesondere wenn die Abfälle in Zersetzung übergehen, geht von ihnen eine massive Gesundheitsgefahr für die Tiere aus. In den Abfällen entwickeln sich unter anderem Bakterien, die die Krankheit Listeriose verursachen, an der Schafe und Ziegen qualvoll eingehen. In Schneverdingen lassen sich mehrere Fälle verendeter Ziegenlämmer vermutlich auf die Ausbringung von Gartenabfällen zurückführen.
Gartenabfälle in der Natur verschandeln das Landschaftsbild und mindern die Erholungsfunktion – wer beim Spaziergang über Nachbars Lebensbaumschnitt oder Grashaufen stolpert ärgert sich eher als das er sich erholt.