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    Camp Reinsehlen

    Die wechselhafte Geschichte des Camps Reinsehlen bemerkt der Besucher heute nur noch an wenigen Stellen. Im Vorfeld des Zweiten Weltkriegs als Wehrmachtflughafen ausgebaut, anschließend über mehrere Jahre als Flüchtlingslager genutzt, diente die Fläche bis Mitte der neunziger Jahre den britischen Streitkräften als Trainingscamp. Von hier aus erfolgte der Einsatz der Truppen in den benachbarten so genannten Roten Flächen.

    Camp ReinsehlenHeute gehört das Camp Reinsehlen größtenteils der Stadt Schneverdingen. Die Fläche liegt zwar außerhalb des Naturschutzgebiets, steht aber aufgrund ihres Bewuchses mit Magerrasen unter gesetzlichem Schutz. Es ist die größte Magerrasenfläche des Norddeutschen Tieflandes.

    „Mager“ steht für nährstoffarme Verhältnisse, nicht aber für Artenarmut. Die Grasflur ist reich an blühenden Pflanzen. Charakteristische Arten sind beispielsweise Heidenelke, Grasnelke, Sandthymian, Berg-Sandglöckchen, Harzer Labkraut oder Augentrost. Einige dieser Pflanzen zeigen deutliche Anpassungserscheinungen an die widrigen Lebensbedingungen wie Nährstoffarmut, große Temperaturschwankungen und Windgeschwindigkeiten sowie extreme Bodentrockenheit. Der dichte Haarfilz des Kleinen Filzkrauts reduziert die Verdunstung, Stängel und Blätter des Scharfen Mauerpfeffers können Wasser speichern. Am schönsten und auffälligsten blüht die Fläche im Juni und Juli.

    Magerrasenfläche im Camp ReinsehlenAuch für tierische Bewohner besitzt die Magerrasenfläche eine große Bedeutung. Den höchsten Bekanntheitsgrad hat wohl die Feldlerche. Gut getarnt baut sie ihr Nest am Boden und wird erst dann bemerkt, wenn sie singend vom Boden emporsteigt. Wegen der Feldlerche und anderer hier lebender Bodenbrüter wie Heidelerche und Rebhuhn ist das Betreten des Magerrasens vom 1. April bis zum 31. August verboten. Hunde sind in der Zeit an der Leine zu führen. Die drei genannten Vogelarten stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Vogelarten in Niedersachsen.

    Befestigte Wege im Camp Reinsehlen

    Schutzmaßnahmen wie ein Betretungsverbot sind wichtig an Orten mit guten Brutbedingungen wie im Camp Reinsehlen. Werden bodenbrütende Vögel durch Menschen oder Hunde aufgestöbert und von ihren Nestern vertrieben, sind Eier und Küken schutzlos der Witterung und Beutegreifern ausgesetzt. Die Einhaltung des Betretungsverbots ist daher überlebenswichtig für die Tiere. Die reich blühende Vegetation lässt sich gut vom Wege aus betrachten.

    Die Magerrasenfläche wird mit einer Schafherde beweidet, am Rand wird gelegentlich der Gehölzaufwuchs beseitigt. Würde man die Pflegemaßnahmen unterlassen, würde sich diese Fläche im Laufe von Jahrzehnten zu Wald entwickeln.
     

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